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Drittes Reich, ursprünglich ein Begriff der chiliastischen (d. h. endzeitgerichteten) Geschichtsauffassung des Joachim von Fiore (Chiliasmus). Dieser begreift den Gang der Menschheitsgeschichte als einen Aufstieg durch drei aufeinanderfolgende Reiche oder Zeitalter: Dem Zeitalter des Vaters (des Gesetzes) und dem des Sohnes (des Evangeliums) folge das Dritte Reich, das des Heiligen Geistes, das Reich der Liebe und Freiheit, das die Erlösung der Menschheit abschließe. Die Annahme von der Abfolge von drei Reichen in der Geschichte des Menschen ist sehr oft abgewandelt worden, so z. B. von G. E. Lessing, G. W. F. Hegel und F. W. J. von Schelling; Letzterer erwartete nach einem petrinischen und paulinischen ein johanneisches Endzeitalter des Christentums und damit der geschichtlichen Entwicklung. H. Ibsen sah im Dritten Reich die Synthese von Antike und Christentum. Für D. S. Mereschkowski ist das Dritte Reich die Synthese von Religion und Wissenschaft. Als Verfechter eines konservativen Nationalismus verstand A. Moeller van den Bruck unter dem Dritten Reich ein Reich, das dem Heiligen Römischen Reich und dem von O. von Bismarck geschaffenen Deutschen Reich folge und nationale und soziale Tendenzen miteinander vereinen würde (»Das dritte Reich«, 1923).

Der Nationalsozialismus übernahm den propagandistisch wirksamen Namen für seine »Neue Ordnung«. Am 10. 7. 1939 wurde er jedoch als Eigenbezeichnung für den nationalsozialistischen Staat verboten; dennoch gilt er heute häufig als Epochenbegriff für die deutsche Geschichte von 1933 bis 1945.

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