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Karl Wilhelm Friedrich von Rabenau (* 24. Mai 1876 in Vienenburg/Harz; † 22. November 1952 in Werchow/Kreis Calau) war ein deutscher Marine- und Kolonialoffizier und Landwirt, der von 1904-1905 in der Schlacht bei Kub an der Niederschlagung des Nama-Aufstandes -> Aufstand der Herero und Nama in der damaligen deutschen Kolonie Deutsch Südwestafrika teilnam.

Leben[]

Karl von Rabenau war das älteste von drei Kindern ( Elsa Mathilde Emma Hütterott, geb. von Rabenau und Friedrich von Rabenau) des Frauenarztes Dr. med Friedrich Ludwig Eberhard v. Rabenau und seiner Ehefrau Wally, geb. Noebel. Nach dem frühen Tode seines Vaters 1885 wuchs er im Hause seines Großvaters und Stadtrates Ernst Noebel in Eberswalde auf. Er besuchte in Berlin und Eberswalde das Gymnasium und trat 1895 mit 19 Jahren als Kadett zur See in die kaiserliche Marine ein.
Seine erste Ausbildungseinheit fand er in der III. Matrosen – Artillerie Abteilung in Helgoland. Dieses Eiland gehörte erst seit dem 1. Juli 1890, durch den deutsch-britischen Helgoland-Sansibar-Vertrag wieder zum Deutschen Reich. Nach ersten Ausbildungsfahrten mit S.M. Vollschiff „Stosch“ nach Marokko und Westindien wurde er 1896 zum Seekadett befördert. Es folgte eine zweite Ausbildungsreise aus S.M. Vollschiff „Stein“ nach Rußland, Finnland, Skandinavien und ins Mittelmeer. Hieran schlossen sich diverse Verwendungen auf den beiden Schulschiffen „Mars“ und „Blücher“ ebenfalls zur Ausbildung an. Nach dem anschließenden Besuch der Marineschule in Kiel wurde er im Herbst 1898 Säbel-Seekadett und Unterleutnant zur See. Den letzten Teil seiner Ausbildung absolvierte er auf S.M.S. Weißenburg.

Datei:Karl von Rabenau.jpg

Karl v. Rabenau als Marieneoffizier

Nach Beendigung seiner Ausbildung, die insgesamt ca. 5 Jahre dauerte, kam er 1900 zum Einsatz im Stabe des S.M. Flußkanonenbootes „Tiger“, welcher ihm die Teilnahme an der China-Expedition zur Bekämpfung des Boxeraufstandes (Boxeraufstand) einbrachte. Im Rahmen dieses Einsatzes wurde er am 7.Oktober 1901 zum Oberleutnant zur See befördert. Nach einer schweren Typhus-Erkrankung schließt sich ein Aufenthalt im französischen Militärlazarett in Djibouti an. Aufgrund eines provozierten „Ehrenhändels“ mit Herausforderung zum Duell, der von einem ranghöheren Offizier ausging, schied Karl von Rabenau am 10. Januar 1903 aus dem Marinedienst aus. Bis zu seinem Ausscheiden tat er auf S.M.S.„Tiger“ seinen Dienst.

Der Einsatz in der Deutschen Schutztruppe[]

Der Kampf der deutschen Schuztruppe in der ehemaligen Kolonie "Deutsch Südwestafrika" wird vielfach mit dem völkerrechtlich mehr als fragwürdigen Vernichtungskrieg gegen die Hereros in Verbindung gebracht. Historisch nicht unbedeutend war allerdings sowohl für die deutschen Siedler und das Engagement des Deutschen Reiches im Süden Afrikas, dass sich unmittelbar an diesen sogenannten "Feldzug", den Gerneral Lothar von Trotha befehligte,der Aufstand der Namas im Süden des Landes anschloss. Anders als die Hereros praktizierten die Namas eine völlig neue und gänzlich unbekannte Art der Guerilla-Kriegführung. Das Ansiedlungsgebiet der Hottentotten (Namas) und der Volksgruppe der Witboois befand sich im Bezirk rund um die Ortschaft Gibeon. Der Ausbruch des Nama-Aufstandes ->Aufstand der Herero und Nama hatte verschiedene Ursachen, die an anderer Stelle bereits ausgiebig behandelt wurden. Wie bedeutsam er für die kurze Kolonialpolitik des Deutschen Kaiserreiches war, zeigte sich u.a. an der lebhaften öffentlichen Anteilnahme, die nicht zuletzt auch nach heftigen parlamentarischen Debatten zur vorgezogenen Reichstagswahl 1907 führten

Als Kriegsfreiwilliger trat Karl v. Rabenau der deutschen Schutztruppe 1904 für die Kolonien bei. Wie viele seiner Kameraden in der kaiserlichen Marine hatte er sich vom "Kolonialvirus" anstecken lassen und suchte insbes. nach seinem unfreiwilligem Abschied aus der Marine den Zugang in die Kolonien, auch in der Hoffnung dort als Siedler und Farmer sich eine Existenz aufbauen zu können.

Die Schutztruppe war die offizielle Bezeichnung der militärischen Einheiten in den deutschen Kolonien in Afrika von 1891 bis 1918. Der Begriff „Schutztruppe“ geht auf die Entscheidung des Reichskanzlers Otto von Bismarck zurück, für die erworbenen beziehungsweise eroberten Überseegebiete den Begriff „Schutzgebiet“, d.h. Protektorat, anstelle von Kolonie zu verwenden. Die Schutztruppe für Deutsch-Südwest bestand fast ausschließlich aus Soldaten des Heeres und der Marine, die sich freiwillig aus ihren Regimentern für die Truppe gemeldet hatten. Vor der Verschiffung nach Afrika wurden die Freiwilligen auf deutschen Ausbildungsstützpunkten für ihre speziellen Aufgaben vorbereitet. Solch ein Stützpunkt befand sich beispielsweise in Karlsruhe. Wegen der oft feucht-heißen Bedingungen am Oberrhein sorgte man hier für eine frühe Akklimatisierung."Die etatmäßige Stärke der Schutztruppe für Südwestafrika vor Ausbruch der Unruhen belief sich auf 42 Offiziere, sieben Beamte, 772 Mannschaften und etwa 800 Pferde. Die Gesamtsumme der seit Januar 1904 zur Verstärkung und Ergänzung der Truppe notwendig gewordenen Entsendungen beträgt einschließlich des Transports Y 665 Offiziere, 196 Beamte, 13653 Mannschaften und 11889 Pferde".1

Das Gefecht bei Kub[]

Rabenau nahm knapp zwei Jahre später von Mitte 1904 bis ins Frühjahr 1905 an der Niederschlagung des von Hendrik Witbooi angeführten Nama-Aufstandes in Deutsch-Südwest-Afrika teil.

Zunächst diente Karl v. Rabenau ab dem 15. Oktober 1904 in der I. Feldartillerie-Abteilung in der Nähe von Windhoek. Im Rahmen dieses Einsatzes wurde er alsbald nach Süden abkommandiert um am 22. November 1904 an der Schlacht bei Kub nahe Marienthal teilzunehmen. Da die Berichterstattungen des Kommandeuers Oberst Berthold von Deimling sehr spährlich sind, können die einzelnen Kampfhandlungen nur sehr unvollständig nachvollzogen werden.

Golf Dornseif zitiert den Großen Generalstab zu Berlin wie folgt:

"Oberst Deimling marschierte am 18. November 1904 mit der vierten Kompanie nach Kub, während die inzwischen eingetroffene zweite Hälfte der Gebirgsbatterie mit ihrer Abteilung aus Rehoboth Baster Freiwilligen zunächst in die Gegend von Auros entsandt wurde. Der sogenannte Prophet (Gemeint ist der Hottentotten-Prophet Stuermann) begab sich, begleitet von seiner Leibwache, den selbst ernannten Gottesstreitern, nach Kalkfontein und veranlasste dort die Hottentotten mit ihm die siebte Kompanie der Schutztruppe zu überfallen. Man verjagte den Propheten, wobei vier seiner Gefolgsleute den Tod fanden. Bald danach gelang es dem Propheten, Hendrik Witbooi aufzustacheln und gegen Kub vorzurücken, da die Magazinvorräte und das Vieh der Burenfamilien reiche Beute versprachen. So tauchten die Angreifer in der Nacht zum 22. November mit 200 bis 300 Gewehren nahe Kub auf, wo unter Hauptmann von Krüger die inzwischen eingetroffene zweite Kompanie des Ersten Feldregiments, die halbe zweite Ersatzkompanie und die halbe zweite Gebirgsbatterie vereinigt waren. Im Morgengrauen trieben die Nama die Pferde und Esel der Gebirgsbatterie von ihrer fünf Kilometer von Kub entfernten Weide ab. Eine zur Verfolgung der Viehräuber entsandte Patrouille unter Oberleutnant Hack erhielt nach einstündigem Ritt überraschend Feuer. Der Offizier fiel, Leutnant von Mosch erlitt Verwundungen und die Reiterschar musste sich zurückziehen. In Kub hatte mittlerweile Hauptmann von Krüger Alarm ausgelöst und die Mannschaft des Stützpunkts nahm alle Verteidigungsstellungen ein. Prompt stürmten die Witbooi,von Osten, Südosten und Nordosten gegen die zweite Kompanie und versuchten eine Umzingelung. In dieser gefährlichen Lage erschien Oberst Deimling mit der vierten Kompanie auf dem Gefechtsfeld und entlastete die zweite Kompanie, unterstützt von den Gebirgshaubitzen. Zwei Offiziere und 10 Soldaten fielen im Kampf. Nach dieser Niederlage bei Kub gingen die Witbooi auf Distanz, attackierten jedoch am 28. November die nach Lidfontein südlich Hoachanas vorgeschobene siebte Kompanie mit 250 Kriegern ohne Erfolg. Auf deutscher Seite starb Leutnant Giesselmann, fünf Männer zählten zu den Verwundeten. Im Januar 1905 zog Hendrik Witbooi in die Kalahari und tauchte dort spurlos unter."2

Insgesamt fielen in den ersten Tagen des Nama-Aufstandes im Bezirk Gibeon ungefähr 35 Farmer und Polizisten den Angriffen der Witboois zum Opfer. Die wichtige Truppenstation und Burensiedlung Kub erlebte am 22. November 1904 ihre Feuertaufe als rund 300 Nama angriffen und 13 deutsche Soldaten ihr Leben verloren. Die Verluste auf Seiten der Namas sind nicht bekannt.

Im Kampf gegen die aufständischen Nama unter Anführung ihres damals fast achtzigjährigen Häuptlings Hendrik Wittboi wurde auch Rabenau schwer verwundet. Er erhielt bei Kub einen Oberarmdurchschuss und anschließend am 16. Januar 1905 bei Windhoek einen Brustschuss. Daraufhin wurde Karl v. Rabenau als Totalinvalide pensioniert, erhielt den Dienstrang eines Kapitänleutnants ehrenhalber.

Datei:Die Schlacht bei Kub 1904-05.jpg

Die Schlacht bei Kub

Das Gefechtsfeld in Kub sowie die Reste der Station und Siedlung können heute noch von der ANIB LODGE aus bequem nach ca.100 Km Fahrt die C21 erreicht und besichtigt werden. Das Gefecht bei Kub ist aus historischer Sicht für die Kolonialkriege in Deutsch Südwestafrika deshalb von Bedeutung, weil es den Auftakt eines Aufstandes markiert, den erst der Friedensschluß vom 31. März 1907 offiziell beendete und der sich sowohl hinsichtlich der Art der Kriegführung auch auf deutscher Seite, als auch hinsichtlich der allgemeinen Lebensumstände deutlich vom Krieg gegen die Hereros, und natürliche erst Recht von den Feldzügen und Kriege des ausgehenden 19. Jhd. in Europa unterschied. Das größte Problem stellte auf beiden Seiten der Auseinandersetzung unzweifelhaft die katastrophale Trinkwasserversorgung dar, die man nur mühselig und unter erheblichen Verlusten durch Ochsenkarrentransporte über die Bay-Road von Lüderitz aus versucht zu lösen. Hinzu kam die extremen Witterungsverhältnisse mit Hitzegraden, die nicht nur den deutschen Truppenangehörigen sehr zu schaffen machten. Das deutsche Operationsgebiet während des Nama Aufstands (auch als Hottentotten Krieg umschrieben)hatte eine Länge von 600 Kilometern und eine Breite von 400 Kilometern, sodass sich allein daraus die logistischen Schwierigkeiten der Wasserversorgung erklären.

Datei:Gefechtsfeld bei Kub.JPG

Gefechtsfeld bei Kub


Zum Abschied aus dem Militärdienst erhielt Karl von Rabenau neben der Chinamedaille, auch die Verdienstmedaille für den Afrikaeinsatz sowie am 16.Juli 1906 den königlichen Kronenorden 4. Klasse mit Schwertern.

Ob er während seines Einsatzes tatsächlich den Onkel seiner späteren Frau, Rittmeister Ernst von Heynitz, kennen lernte, wie verschiedentlich behauptet wird, lässt sich nicht belegen. Heynitz bewirtschaftete damals die etwa 100 - 120 Km von Kub entfernt gelegene Farm Breekhorn.

Die Rückkehr aus den Kolonien[]

Am 8. Januar 1906 erwarb er schließlich noch das zivile Patent zum „Seesteuermann“ in Hamburg. Damit war seine Marinelaufbahn allerdings endgültig beendet. Nach etlichen, vergeblichen und mehr oder minder erfolglosen Versuchen in der Landwirtschaft Fuß zu fassen, so z.B. in Nausseden/Opr. 1909 und in Witzleben/Thüringen 1913, wurde Olt z.S. a.D. Karl v. Rabenau zu Kriegsbeginn 1914 reaktiviert und Leiter der Rekrutierungsstelle in Wilhelmshaven.

Karl v. Rabenau heiratete am 9. Februar 1909 Marie-Ester v. Kottwitz (*28.08.1887; † 20.10.1974). Zusammen haben sie drei Kinder (Jutta Wulfhilde, Friedrich, Hans-Wendelin)

Datei:Karl und Marie-Esther von Rabenau.jpg

Hochzeit 10.02.1909

1915 befördert zum Kapitänleutnant und zwischen 1916 und 1919 in diversen Verwendungen an der Somme, in Rumänien und im Baltikum. Bei Ende des ersten Weltkrieges befand er sich bei der 2. Garde Reserve-Division in Kurland, wo er später an den Kämpfen der Freikorps gegen die Bolschewisten und Polen teilnahm. Auch sein jüngerer Bruder und späteres Mitglied des kirchlichen und militärischen Widerstandes gegen das Nationalsozialistische Regime, Friedrich von Rabenau, kämpfte 1919 in Kurland.

Datei:Karl von Rabenau 1916.jpg

Karl v. Rabenau 1916

Trotz der Erlebnisse und Erfahrungen, die er in der Vorkriegszeit sowohl in China, als auch in Afrika gemacht hatte, plante Karl von Rabenau in der wirtschaftlich und politisch unsicheren Lage der zwanziger Jahre intensiv die Rückkehr in die ehemalige Kolonie Deutsch Südwestafrika. Insbesondere hatten ihn die Menschen in diesem kargen und landwirtschaftlich wenig ergiebigem Land fasziniert. Er unterhielt zu diesem Zwecke jahrelang intensive Kontakte mit Farmbesitzern und Afrika-Kennern. So z.B. u.a. auch mit Dr.Albert Schweitzer.

Es erschien ihm aber damals ratsam, neben den erworbenen landwirtschaftlichen Kenntnissen zu diesem Zwecke sich noch ein zweites Standbein zu verschaffen. Er erlernte somit das Tischlerhandwerk an der technischen Fachschule in Blankenburg im Harz und schloss diese Ausbildung am 8. Januar 1920 mit einer Gesellenprüfung ab. Am 30. Oktober 1921 komplettierte er diese Qualifikation mit der „Befähigung zum Innenarchitekten“, die er ebenfalls an dieser Einrichtung erwarb.

Die einsetzende Inflation machte jedoch einen Strich durch jegliche Auswanderungspläne.

Nach nochmaligem Versuch, sich in Reuthen/Kreis Spremberg in der Landwirtschaft zu betätigen,lebte er mit seiner Familie als Pensionär in Werchow/Kreis Calau.

Auszeichnungen[]

  • Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse
  • Verdienstmedaille für den Einsatz in China
  • Verdienstmedaille für den Einsatz in Deutsch Südwestafrika
  • Königlicher Kronenorden 4. Klasse mit Schwertern
  • Ehrenritter des Johanniterordens

Einzelnachweise[]

1Golf Dornseif: Verluste der Schutztruppen und eigenartige Unfälle 1905, http://www.golf-dornseif.de/artikel/Uebersicht

2Golf Dornseif: Gefechtsfeld Kub und der Nama Aufstand 1904 bis 1906, Wie der Prophet Stuermann Unheil predigte,http://www.golf-dornseif.de/artikel/Uebersicht

Literatur[]

  • Kurt von Rabenau: Chronik der Familie von Rabenau. Teil III D, Haus Schertendorf, Luisenlund 1927
  • Genealogisches Handbuch des Adels,Adelige Häuser Band XXX, Seite 310ff,Limburg/Lahn 2008
  • Golf Dornseif: Die schriftlichen Hinterlassenschaft des Hendrik Witbooi, http://www.golf-dornseif.de/artikel/Uebersicht
  • Uwe Timm: Morenga. Köln, 1983
  • Sven-Eric Kanzler: Vertrieben von geliebter Erde, 3. Aufl. Windhoek 2010, insbes. S. 20ff
  • Gerhard Seyfried: Herero, Frankfurt 2003
  • Werner Haupt: Die deutsche Schutztruppe 1889/1918, Utting 1988
  • Walter Nuhn: Feind überall. Guerillakrieg in Südwest. Der große Nama-Aufstand, Koblenz 2000
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